COP27 – Klimakonferenz in Ägypten endet mit dürrer Bilanz
Die 27. Weltklimakonferenz ist beendet – doch verbindliche Fortschritte gibt es nur wenige. Sogar die EU ist unzufrieden mit dem Ergebnis. So äußerte sich der Vize-Kommissionspräsident Frans Timmermans: „Die Europäische Union wollte eine deutlichere Sprache erreichen. Wir sind enttäuscht, dass wir das nicht geschafft haben.” Die Klimaaktivistin Luisa Neubauer übt noch schärfere Kritik: „Die Entscheidung spielt die heutigen Opfer der Klimakrise gegen die morgigen Opfer der Klimakrise aus.” Doch was heißt das und was wurde auf der Weltklimakonferenz konkret beschlossen – oder auch nicht beschlossen?
Bekenntnis zum 1,5-Grad-Ziel – ohne verbindliche Zusagen
Das Erreichen des 1,5-Grad-Ziels, das nach Ansicht der Wissenschaft notwendig ist, um die schlimmsten Folgen des Klimawandels abzuwenden, wird mit dem Ende der COP immer unwahrscheinlicher. Zwar ist das 1,5-Grad-Ziel in der Abschlusserklärung enthalten, ausreichende Maßnahmen zur Erreichung des Zieles, enthält die Erklärung jedoch nicht. Es heißt lediglich, dass „tiefe und nachhaltige sowie beschleunigte“ Anstrengungen nötig seien, um das 1,5-Grad-Ziel noch zu erreichen. Das sind nicht viel mehr als leere Worte. Der Klimaforscher Mojib Latif sieht die Welt nach der Klimakonferenz in Ägypten nicht mehr auf dem 1,5-Grad-Pfad. Vielmehr sei eine Erderwärmung von 2,5 bis 3 Grad wahrscheinlich.
Entschädigungsfonds für arme Länder – Fortschritt oder Mogelpackung?
Als großer Fortschritt der Konferenz wird der Entschädigungsfonds für arme Länder gewertet, für den kleine Inselstaaten und Entwicklungsländer jahrzehntelang gekämpft haben. Doch bei der genauen Ausgestaltung des Fonds bleibt noch vieles im Unklaren. Weder wurde bisher festgelegt, wie hoch der Fonds sein soll, noch steht fest, ob nur Industrie- oder auch Schwellenländer einzahlen sollen. Dies soll nun von einem Komitee bis zur nächsten Klimakonferenz in Dubai erarbeitet werden. Wie viel Entschädigungen tatsächlich bei armen Ländern ankommen werden, ist zweifelhaft. Schon jetzt halten die Industrieländer ihre Zusage, jährlich 100 Milliarden US-Dollar für Klimaschutz und Anpassung in armen Ländern bereitzustellen, nicht ein.
Keine konsequente Abkehr von fossiler Energie
Vielfach kritisiert wird auch die wenig konsequente Abkehr von fossilen Brennstoffen. In der Abschlusserklärung der COP wurde zwar der anvisierte Kohleausstieg unterstrichen, von einem Ende der Nutzung von Gas und Öl war jedoch nicht die Rede. Und auch der Kohleausstieg ist zweifelhaft. Immerhin sind in vielen Schwellenländern, um dem wachsenden Energiebedarf gerecht zu werden, noch neue Kohlekraftwerke in Planung. Auch das auf dem Gipfel beschlossene Arbeitsprogramm zur schnelleren Minderung der Treibhausgase, blieb hinter den Erwartungen europäischer Länder zurück.
Fazit
Um auf das Statement von Luisa Neubauer zurückzukommen: Einerseits soll armen Ländern bei Schäden und Verlusten geholfen werden, gleichzeitig bedeutet der Stillstand auf der Klimakonferenz einen Beschluss von unendlich viel mehr Schäden und Verluste in der Zukunft. Das ist paradox und zynisch. Die COP in Ägypten zeigt vor allem: Auch, wenn Klimakonferenzen eine wichtige Plattform für gemeinsame Klimaschutzbedingungen sind, reicht es nicht, auf diese Beschlüsse zu zählen. Jedes Land, jedes Unternehmen und jeder Mensch muss in der aktuellen Lage sein Möglichstes tun, um Klimaschutz voranzutreiben. Allen voran die Verantwortlichen in der Politik, die eigentlich nicht auf Klimakonferenzen warten müssen, um ausreichende Klimaschutzmaßnahmen einzuleiten.